Geschichten aus Paris 4/19 – Zettelwirtschaft

Chers Amis, liebe Freunde der Rue Poncelet,

Ich bin ein Meister der Zettelwirtschaft. Darauf stehen alle meine Ideen für neue „Geschichten aus Paris“, manchmal sind sie sogar fast fertig, aber auch nur fast. Diese Notizen landen dann in meiner „Paris“-Schütte…und bleiben dort. Auch in meinem I-Phone verstecken sich oft nette Ansätze, die ich dann Monate später wiederfinde, natürlich völlig veraltet und unbrauchbar. Ich hoffe, es geht Ihnen so wie mir, das würde mich kolossal erleichtern! Es sind nämlich inzwischen 3 Monate vergangen, seit Sie zum letzten Mal von mir hörten.

Ich kenne nur eine Person, die etwas beginnt und auch fertigbekommt, und zwar sofort. Meine Schwester! Dabei macht sie das Unangenehme zuerst: „Man muss einfach anfangen,“ sagt sie, „alles andere geht (fast) von allein.“ Ihr sei diese Episode gewidmet, denn ich muss einfach mal wieder anfangen!
„Schönes Wochenende!“ ruft mir der Kollege im Büro zu, „was machst Du?“ „Ich muss nach Paris – putzen“, antworte ich. Er schaut mich grinsend an: „Nach Paris zum Putzen, das ist originell!“ sagt er ein bisschen ungläubig. So ist es eben, es glaubt einem einfach niemand. Dabei gibt es tatsächlich auch Hausfrauen in Paris und nicht nur die Bluebell Girls vom Lido.

Olivia, meine gute Fee, ist im Urlaub und ich bin jetzt gefragt. In Paris angekommen, rufe ich erst mal meine Schwester an. Nach fünf Minuten sage ich: „So, jetzt muss ich aber wirklich anfangen, klar Schiff zu machen“. „Wo willst Du denn anfangen?“ fragt sie, „Notre Dame“? Nun haben wir alle noch den verheerenden Brand von Notre Dame de Paris auf dem Bildschirm. Ich sehe förmlich die riesigen Mengen von Schutt und Asche vor mir, die seither täglich von 150 Arbeitern abgetragen werden. Dagegen ist meine kleine Wohnung eigentlich ganz überschaubar.

Hausfrau hin oder her, Paris ist immer mit etwas Schönem verbunden: So treffe ich am späten Nachmittag meine Nichte im Bois de Boulogne vor der Fondation Louis Vuitton. Sie studiert in Paris, kennt aber das Flaggschiff des Stararchitekten Frank Gehry nicht. Noch bis zum 17. Juni hängt dort die Privatsammlung des englischen Industriellen Sammuel Courtauld. Man steht mit offenem Mund vor Werken von Monet, Renoir, Cezanne oder Gauguin. Einige davon hat man schon tausend Mal auf Postern und Postkarten gesehen, hier sind die Originalexponate. Das Museum schließt zwar um 20 Uhr, aber das Restaurant bleibt weiter geöffnet. Wir essen gemütlich mit Blick auf den Park und fühlen uns unendlich privilegiert, denn wir und die anderen Gäste im Restaurant haben das Museum für uns ganz allein, oder – ich will nicht übertreiben – zumindest die riesige Eingangshalle mit der überdimensional großen roten Rose.
Ich schenke sie Ihnen!

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