Geschichten aus Paris – Sternstunden (8/23)

Chers Amis de la Rue Poncelet, liebe Gäste,

„Maman, kann ich mal wieder in Deiner Pariser Wohnung schlafen? Ich habe Hotels sooo satt.“ fragte mich neulich mein Sohn . Wie so oft in Frankreich befindet sich sein Firmensitz in Paris und das bedeutet für ihn pendeln.  „Kein Problem“ sagte ich, „die Wohnung ist frei“.

Ich bestellte einen Tisch im Restaurant Caves Petrissans in der Avenue Niel. Ein Restaurant, in das ich schon  seit Jahren gehen wollte.  Warum? Eine Nachbarin aus der N° 10 rue Poncelet hatte es mir empfohlen, als wir uns vor einigen Jahren über den Ursprung unseres Gebäudes  unterhielten. Ich machte damals Recherchen für mein Buch „Geschichten aus Paris und der Rue Poncelet“. Sie sagte: „Wenn Sie mehr über die Menschen und Umgebung wissen möchten, dann gehen Sie am besten zu Petrissans!“ Der Spirituosenhandel existiere seit 1885 und das Restaurant  seit gut 50 Jahren. Beides sei seit 5 Generationen in der gleichen Familie.  „C’est l’âme du quartier / die „Seele unseres Viertels“.

Wie hatte ich nur so lange Zeit verstreichen lassen? Dieser Ort ist einzigartig und in Laufdistanz zu meiner Wohnung (falls man mehr als 2 Gläser Wein trinkt!). Eine Brasserie, in der sich seit 1930 nichts verändert hat, Stuck und Holzverkleidung im Saal, ringsherum Spiegel, damit einem nichts entgeht, und im ursprünglichen Verkaufsraum Weinflaschen ohne Ende. Ein Platz zum wohlfühlen!

Jean-Marie Allemoz, der Patron stand hinter der Bar und hatte alles im Blick: Leute gingen ein und aus, standen an der Bar, leises Gelächter, jemand hob ein Glas, sagte „Santé“, und verliess das Restaurant wieder, offensichtlich ein guter Bekannter. Ein Blumenverkäufer kam herein, bot seine Rosen feil, ohne aufdringlich zu sein. Am Nachbartisch wurde ein Elsässerwein zum Essen serviert. Das war uns sehr sympathisch, wir machten Stielaugen, um zu sehen von welchem Winzer.  Schliesslich istdas Elsass unsere Heimat! Und kurz darauf brachte uns der Patron mit einem freundlichen Nicken und ohne Kommentar ein Glas Champagner. (Auf’s Haus)

Ich war sehr glücklich, einmal einen Abend ganz allein  mit meinem Sohn zu verbringen,  und das auch noch in Paris! Es war so außergewöhnlich und selten. Thomas erzählte mir von seinem Job, seinen Problemen und Erfolgen. Ich hörte zu und probierte derweil seine Vorspeise: une poelée de cèpes / Steinpilze mit ganz viel Knoblauch, einfach köstlich!  Ich habe  nichts gegen Gourmetrestaurants, nur weiß ich oft nicht was ich da esse.  Hier war klar, es waren Pilze! Als Hauptgericht gab es die Spezialität des Hauses „Tête de veaux – sauce gribiche“ / Kalbskopf mit Bries und Vinaigrette, übrigens das Lieblingsgericht unseres früheren Staatspräsidenten Jacques Chirac! Es war ein wunderbarer Abend, an den ich gerne zurückdenke. Alles passte: Die Zweisamkeit, der gemütliche Ort, freundliche Menschen, das Essen. Eine Sternstunde

…mögen Ihnen die Weihnachtsfeiertage und insbesondere das Jahr 2024 viele grosse und kleine Sternstunden bescheren.

In diesem Sinne,

Fröhliche Weihnachten,

Ihre Wiebke Ecklé

info@paris-poncelet.com

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