Geschichten aus Paris – von früher! (4/23)

Chers Amis de la Rue Poncelet, liebe Gäste,

Neulich feierten wir den 80. Geburtstag einer Freundin in Düsseldorf – es war ein großes Fest mit vielen interessanten Leuten, gutem Essen und einem tollen Jazzpianisten. Ich habe mich prächtig amüsiert und stellte fest: mit 80 muss man weder klapprig noch scheintot sein. Ganz im Gegenteil. Von Vielen kann man sich noch eine Scheibe abschneiden.

Jazzpianist
Jazzpianist

Unwillkürlich dachte ich an meine Großmutter, die ich vor langer Zeit zu ihrem 80. Geburtstag nach Paris einlud, und zwar in unsere damals neue Wohnung in der rue Poncelet. Meine Großmutter war eine kultivierte, elegante Frau und noch sehr rüstig. Dennoch flößte mir ihr „hohes Alter“ viel Respekt ein und deshalb fuhr ich einige Wochen zuvor nach Paris, um den Besuch zu organisieren. 
Damals gab es keinen Höchstgeschwindigkeitszug und die Fahrt von Straßburg nach Paris dauerte über 4 Stunden (heute 1 Std 49). Ich war sehr besorgt: schafft sie die vier Etagen ohne Aufzug in die Wohnung? Ist das Bett im Schlafzimmer nicht viel zu niedrig für ihr Alter? Ist sie gut zu Fuß? Paris ist ein anstrengendes Pflaster! 

Taxi fahren war nicht drin, daher testete ich jede Buslinie, die uns von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten bringen sollte, fuhr Probe und schrieb mir die Uhrzeiten genau auf. Die App von der RATP (Bus- und Metropläne) war noch Zukunftsmusik. Mein Mann hatte derzeit zwar schon ein „tragbares Telefon“ im Auto, aber ein Handy, dass in die Handtasche passte, gab es noch nicht.

Tour Eiffel
Tour Eiffel

Wir verbrachten im wahrsten Sinne des Wortes, himmlische Tage zusammen. Zum Geburtstag aßen wir mittags auf dem Eiffelturm im Gourmettempel „Jules Vernes“. Der Eingang befindet sich auch heute noch in einem der vier Pfeiler. Ein Aufzug fährt den Gast direkt ins Restaurant auf die 2. Etage – 125m über der Stadt! Natürlich war das Essen köstlich und der Blick umwerfend, es ging uns gut, wir waren glücklich zusammen, Alter war kein Thema mehr.  Im „Jules Vernes“ war ich seither nie wieder. Vielleicht muss ich auf meinem 80. Geburtstag warten?! Wer heute auf dem Eiffelturm essen möchte, der hat die Wahl zwischen „Jules Vernes“ dem Bistro „Madame Brasserie“ auf der ersten Etage, oder ganz hoch oben der Champagner Bar.

Cancan
Cancan

Das nächste Highlight war ein Abend im Lido auf der Avenue des Champs Elysées. Ich fanuß von der rue Poncelet zum Lido marschierten. Der Oberkellner sah uns an, und anstatt uns an einen der winzigen Tische zu setzen, wies er uns ein halbrundes Plüscd die Idee lustig und dachte mir, in ihrem Alter hätte man vielleicht nicht so oft die Gelegenheit in einem Pariser Kabarett zu speisen. Wir hatten uns aufgebrezelt, obwohl wir zu Fhsofa zu, in das wir kichernd versanken. Das Essen, der Champagner und die Show taten ihr Übriges.   Das „Lido“, genauso bekannt wie das „Moulin Rouge“ oder „Crazy Horse“ fiel leider dem Covid zum Opfer und wurde im letzten Jahr verkauft. Am 1. Dezember 2023 ist Wiedereröffnung, hoffentlich bleibt noch etwas vom French Cancan Mythos erhalten. 

Ich hätte mir gar nicht so viel Sorgen machen sollen, meine Großmutter war damals sicher schon eine Vorreiterin der modernen 80Jährigen, die man heutzutage nicht mehr als „hochbetagt“ bezeichnet. Das merke ich besonders in Paris am Sonntagmorgen auf dem Markt der rue Poncelet, oder wenn ich bei „Pou“, dem Traiteur um die Ecke in der Schlange stehe. Dann beobachte ich amüsiert schicke Frauen, gut frisiert und sorgfältig geschminkt und versuche das Alter zu erraten. Warum eigentlich? Weil sie Alle ein Beispiel für uns sind und Hoffnungsträger für ein langes, gesundes Leben. 

Paris est une fête

Herzlichst,

Ihre Wiebke Ecklé

+33 688 758 365

www.paris-poncelet.com

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