Geschichten aus Paris 6/19 – Plötzlich im 21. Jahrhundert

Modern Art vor dem Palais Royal

 

Seit dieser Woche gibt es in der Wohnung in der Rue Poncelet neue Heizkörper der Marke „Rolls Royce“ (oder so ähnlich)! Die Heizungen können fast alles, nur keine Spiegeleier braten. Neu ist jetzt ein Thermostat an der Wand, auf dem sich die Temperatur mit +/- regeln lässt. Die Wärme ist angenehm und vergleichbar mit Zentralheizung, perfekt für den Aufenthalt im Winter. Und was für mich völlig neu ist: mit einer App kann ich die Heizung an- und ausstellen, weil ich oft vergesse, Olivia oder Michel darum zu bitten.

Michel, mein Nachbar, klopfte morgens mit Croissants von der Boulangerie Pain an die Tür und bewunderte als Erster gebührend die Installation. Dann meinte er ganz traurig: „jetzt brauchst Du mich ja gar nicht mehr“. Ich protestierte heftig, und ob ich ihn brauche, es gibt nichts Schöneres, als nette Nachbarn! Soweit zum 21. Jahrhundert.

Viel Zeit für Sightseeing hatte ich diesmal nicht, nur einen Spaziergang durch die gedeckten Passagen und damit natürlich eine Reise in die Vergangenheit. Sie beginnt immer mit der Galérie Verot Dodat und einem amüsierten Blick auf den Schuhdesigner Christian Louboutin (19, rue Jean-Jacques Rousseau). Interessiert? Bitte Kleingeld mitnehmen – kein Paar unter 600€! Von dort geht es zum Palais Royal: ein Blick auf die Säulen von Buren – der perfekte Ort für skurrile Fotos – dann die Kolonnaden, die den Garten des Palais Royal säumen, und zwar mit Geschäften, die es nirgends sonst auf der Welt gibt. Leider ist es schon zu spät für ein Mittagessen im Restaurant Le Grand Vefour, davon habe ich immer geträumt (am liebsten wäre mir da eine Speisekarte ohne Preise). Über die „Passage des 2 Pavillons“ kommt man zur Galérie Vivienne – 19. Jahrhundert pur, hier habe ich wieder was für meine Bildung getan: Bücherantiquariate von 1860 zum Thema „Garçons de joie“!!! Außerdem ist hier mein Lieblingsladen ansässig, mit überdimensional großen künstlichen Pflanzenarrangements. Das Untergeschoss gleicht einem Dschungel. Ich suche immer noch eine Alternative zu meinem Ficus in der Wohnung, dessen gefühlte 1000 Blätter ich gerade wieder einzeln abgestaubt habe.

Modern Art vor dem Palais RoyalLuxus pur - Schuhe von Louboutin

So, und jetzt wird es wirklich Zeit, Ihnen ein paar Tipps für Herbst und Winter in Paris zu geben:

Allen voran, die Retrospektive zum 500. Todestag von Leonardo da Vinci, oder Leonard de Vinci, wie die Franzosen sagen. Ist ja auch normal, er lebte schließlich die letzten vier Jahre seines Lebens in Amboise, was ihn natürlich zum Franzosen machte…
Louvre 24. Oktober bis 24. Februar 2020. Eintrittskarten im Internet oder in der FNAC nebenan bestellen.

Weitere Ausstellungen:
Toulouse-Lautrec im Grand Palais  (Champs Elysées) bis zum 27.1.2020
Van Gogh im 3D Format XXL – Ateliers des Lumières, 38, rue St. Maur 11ème Arrd / Metro 2 direkt bis
Marie Antoinette in der Conciergerie
J.R.R. Tolkien / Reise nach Mittelerde Bibliothèque Nationale de France – 300 Exponate

Musical:
„Ghost“ im gerade wieder neu eröffneten Mogador Theater

Cabarett:
Moulin Rouge (hat gerade den 130. Geburtstag gefeiert mit French Cancan getanzt von 60 Tänzer(innen) auf der Straße vor dem Moulin Rouge!) Metro Blanche

Oper
Bastille – Mme Butterfly / Don Carlo/ Ballet Raymonda – Version Nurejev / Dezember
Garnier – Giselle (Ab Januar)

Jazz:
le Petit Journal -Bld St Michel oder Caveau de la Huchette (deutlich grösser)

Konzertsäle :
Philharmonie de Paris in La Villette /
Maison de la Radio – Metro Javel /
Salle Wagram (bei uns um die Ecke!)

Damit kann man doch schon was anfangen, oder?

 

 

 

 

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